Doktorarbeit von Prof. Dr. Julia Naskrent

158 4 Theoretische Analyse der Spenderbindung Abmachungen wie versprochen einhält. 995 Auch Aspekte wie die wahrgenommene Ehrlichkeit und Fairness des Vertrauensnehmers spielen hierbei eine Rolle. 996 Der Vertrauensgeber schließt also die Möglichkeit aus, dass der Vertrauensnehmer sich opportunistisch verhält. 997 Er glaubt folglich, dass der Vertrauensnehmer ihn nicht ausnutzt, verletzt oder einem Risiko aussetzt. 998 Darüber hinaus nimmt er an, dass dieser auch bei neuen Situationen zu seinem Wohle handelt, auch wenn darü- ber zuvor keine Vereinbarungen getroffen wurden. 999 Im Rahmen einer Spender-NPO-Beziehung bezieht sich der Verlass des Spenders auf die von ihm wahrgenommene Verlässlichkeit der NPO. 1000 Er vertraut der NPO, weil er davon ausgeht, dass diese bereit ist, d. h. die (wohlwollende) Absicht hat, ihre Versprechen einzuhalten. 1001 Diese Versprechen und Zusagen können sich einerseits wieder auf ihre originäre Aufgabenstellung, die Leistungserbrin- gung 1002 , beziehen, andererseits aber auch auf ihre Pflichten und Aufgaben im Rahmen ihrer Beziehung zum Spender. 1003 Der Spender verlässt sich darauf, dass die NPO jederzeit im besten Sinne der Leistungsempfänger und auch in seinem Sinne handelt, sie sich ausschließlich am Wohlergehen der Leistungsempfänger 995 Vgl. Irion (2007), S. 167 f.; Schoorman/Mayer/Davis (2007), S. 345 f.; Esch/Rutenberg (2006), S. 195; Ranaweera/Prabhu (2003), S. 85; Teichert/Rost (2003), S. 623; Mayer/Davis/Schoorman (1995), S. 719 f.; Morgan/Hunt (1994), S. 23. 996 Vgl. Wünschmann/Müller (2006), S. 229; Delgado-Ballester/Munuera-Aleman/Ya- gue-Guillen (2003), S. 38; Schramm-Klein (2003), S. 108; Shelley/Polonsky (2002), S. 22. 997 Vgl. *eumann (2007), S. 2; Selnes (1998), S. 308; Plötner (1995), S. 42; Ganesan (1994), S. 3; Morgan/Hunt (1994), S. 26; Anderson/*arus (1990), S. 45. 998 Vgl. Bryce (2007), S. 113; Irion (2007), S. 133; Selnes/Sallis (2003), S. 84. 999 Vgl. Schoorman/Mayer/Davis (2007), S. 345; Ganesan/Hess (1997), S. 440; Ganesan (1994), S. 3. 1000 Das 1. Fokusgruppeninterview (vgl. Anhang 2) verdeutlichte dies folgendermaßen: „Wenn wir so was hören [wie mit dem UNICEF-Skandal], dann sind wir verunsichert und ich spende dann erst mal nicht. Wenn ich mich verunsichert fühle, dann spende ich nicht, weil ich nicht weiß, ob mit meiner Spende sinnvoll umgesetzt wird.“ 1001 Vgl. Bennett/Barkensjo (2005), S. 128; Sargeant/Lee (2004 b), S. 188; Tho- mas/Cunningham/Williams (2002), S. 96. 1002 *otarantonio/Quigley (2009), S. 298 drücken dies folgendermaßen aus: „A donor’s per- ception that a charity is benevolent suggests that the donor believes the organization is deeply concerned for the welfare of its beneficiaries and that its motives are centered on the people and causes it serves.“ 1003 Vgl. Bennett/Barkensjo (2005), S. 128. Diese zwei Aspekte des Verlasses spielen auch wiederum in Kapitel 6 dieser Arbeit eine wichtige Rolle. Beispielsweise geht es darum, dem Spender zu vermitteln, dass die NPO jederzeit im besten Sinne der Leistungsemp- fänger und auch der Spender handelt. Letzteres bezieht sich u. a. auf die zweckmäßige Verwendung von Spendengeldern. Förderlich zu Vermittlung der positiven Absichten der NPO ist die Schaffung von Transparenz.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjY5