Doktorarbeit von Prof. Dr. Julia Naskrent

148 4 Theoretische Analyse der Spenderbindung Wie bereits angedeutet, stellt die Identifikation 923 des Spenders mit der NPO einen möglichen Indikator des affektiven Commitment dar. 924 Dies wird jedoch in der Forschung kontrovers diskutiert. Einige Autoren 925 grenzen die beiden Begriffe als unterschiedliche Konstrukte voneinander ab. Die Argumentation beruht auf der Unterscheidung, dass Identifikation eher eine Art psychologische Einheit repräsen- tiert, wohingegen das Commitment sich auf die Beziehung zwischen zwei psycho- logisch separaten Einheiten bezieht. 926 Diese Auffassung berücksichtigt jedoch nicht die Emotionalität, die bei beiden Konstrukten eine Rolle spielt. Außerdem beruhen beide Konstrukte auf einer kognitiv wahrgenommenen Verbindung zwi- schen dem Individuum und der Organisation. 927 Dieser Zusammenhang spiegelt sich auch in der Operationalisierung des Commitment und der Identifikation wi- der: Die in unterschiedlichen Studien verwendeten Items zur Messung der beiden 923 Identifikation wird, wie bei Mael/Ashforth (1992), S. 104, welche die organisationsbe- zogene Identifikationsforschung sehr geprägt haben, folgendermaßen definiert: „Organizational identification is the perception of […] belongingness to an organization, where the individual defines him- or herself in terms of the organization.” Unter Identifi- kation kann also der Einfluss der Merkmale der Organisation auf das Selbst-Konzept ei- nes Individuums verstanden werden; vgl. Sargeant (2008), S. 5; Fuller u. a. (2006), S. 704; Pratt (1998), S. 178. Hierzu ist es jedoch nicht nötig, dass das Individuum formales Mitglied der Organisation ist; vgl. Bhattacharya/Sen (2003), S. 77. Ahearne/Bhatta- charya/Gruen (2005), S. 575 gehen sogar davon aus, dass „people often socially identify with groups, even when they have no contact with specific members.“ 924 Für dies sprechen sich u. a. Sargeant/Woodliffe (2005), S. 62; Fullerton (2003), S. 333 f.; Matzler/Stahl (2000), S. 632; Garbarino/Johnson (1999), S. 73; Pratt (1998), S. 177; Dutton/Dukerich/Harquail (1994), S. 242; Allen/Meyer (1990), S. 2; Podsa- koff/Williams/Todor (1986), Wiener (1982); Mowday/Steers/Porter (1979) als auch Porter u. a. (1974) aus. 925 Vgl. hierzu Stokburger-Sauer/Bauer/Mäder (2008); Fuller u. a. (2006); van Dick/Becker/Meyer (2006); van Knippenberg/Sleebos (2006); Tidwell (2005); Gau- tam/Van Dick/Wagner (2004); Mael/Ashforth (1995); Mael/Ashforth (1992); Mael/Tetrick (1992); Mael/Ashforth (1989); O'Reilly/Chatman (1986). Pratt (1998), S. 178 fasst zusammen, dass diejenigen Forscher, die Commitment aus ökonomischer Sicht betrachten, Identifikation und Commitment als zwei sehr verschiedene Konstrukte unterscheiden, wohingegen Forscher, die eine affektive Operationalisierung des Kon- strukts Commitment vornehmen, die Identifikation als identisch mit dem Commitment oder als Teil dessen sehen. Letztere Sichtweise soll auch in dieser Arbeit eingenommen werden. 926 Vgl. van Dick/Becker/Meyer (2006), S. 545 ff. Van Knippenberg/Sleebos (2006), S. 574 stellen diese Unterscheidung wie folgt dar: „While commitment refers to a relation- ship in which the individual and the organization are separate entities psychologically, identification implies that the individual and the organizations are one in the sense that the organization is included in individuals’s self-conception.” 927 Vgl. Fuller u. a. (2006), S. 703; Bergami/Bagozzi (2000), S. 556.

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