Doktorarbeit von Prof. Dr. Julia Naskrent

338 6 Spenderbindung aus Sicht von Nonprofit-Organisationen Kategorie stellt der bereits erwähnte UNICEF-Spendenskandal zu Beginn des Jah- res 2008 dar. 2102 Im Laufe der Krise wurde bekannt, dass viele Spender mit dem Verhalten des Vorstands nicht einverstanden waren, ihre Kritik mittels Beschwer- den äußerten und den Rücktritt des kompletten Vorstands forderten. 2103 Ein weite- res Beispiel für einen Beschwerdeanlass in diesem Bereich ist die mangelnde Transparenz von NPOs. 2104 Immer noch veröffentlichen viel zu wenige NPOs, wo- für genau die Spendengelder eingesetzt werden. 2105 Spender, die sich beispielswei- se auf der Homepage „ihrer“ NPO über die Mittelverwendung informieren möch- ten, finden oft keine zufriedenstellende Darstellung. 2106 Idealerweise beschwert sich der Spender über die Missstände und Verhältnisse innerhalb der NPO. Problembereich 3 resultiert aus einer aus Sicht des Spenders unzureichenden oder fehlerhaften Leistungserstellung. Erfährt der Spender aus den Medien oder erlebt er selbst mit, wie die NPO ihrer originären Aufgabe ungenügend nachkommt, wendet er sich im bestmöglichen Fall an die NPO und teilt sein Bedauern darüber mit. Denkbar wäre hier beispielsweise eine Verzögerung eines Neu- bzw. Umbaus des Tierheims, des Zoos oder der Kultureinrichtung, welche der Spender finanziell unterstützt hat. Kritisch sind insbesondere Berichte über Fehler der NPO, wie bei- spielsweise ein Bauprojekt in einem Entwicklungsgebiet, welches das einzige Quellwasser der Region verschmutzt. Der WWF bekommt z. B. in letzter Zeit ver- stärkt Kritik an seinen zunehmenden Sponsoring-Projekten. 2107 Basierend auf diesen Ausführungen lässt sich eine Beschwerde definieren als eine vom Spender artikulierte Unzufriedenheit, die gegenüber der NPO mit dem Zweck vorgebracht wird, auf ein kritikwürdiges Verhalten der NPO aufmerksam zu ma- chen und eine Änderung des kritisierten Verhaltens zu bewirken. 2108 Mit dieser Artikulierung gegenüber der NPO bringt sich der Spender ein, sodass es sich hier- 2102 Vgl. hierzu Kapitel 4.2.1.2. 2103 Vgl. Peters (2008), o. S. Anfang April 2008 gab der Vorstand dann dem starken Druck der Basis nach und trat geschlossen zurück. Auch im 1. Fokusgruppeninterview (vgl. An- hang 2) wurde UNICEF stark kritisiert. 2104 Vgl. hierzu Kapitel 6.2.1.3. 2105 Vgl. Thielicke (2008), o. S. 2106 Vgl. Schulz (2008 a), S. 18. 2107 Beispielsweise kooperierte der WWF mit der Krombacher Brauerei in den Jahren 2002, 2003, 2006 und 2008. Hierbei wurden für jeden verkauften Kasten Bier rund 7 Cent an den WWF gezahlt, wovon der WWF Urwaldflächen kaufte. Außerdem gab es ein ge- meinsames Projekt mit der Fluggesellschaft LTU, bei der die LTU für jeden Flugpassa- gier rund 17 Cent an den WWF überwies; vgl. Redelfs (2005), S. 256. 2108 Vgl. Bruhn (2008 a), S. 186 f.; Stauss/Seidel (2007), S. 47; Stauss (1989), S. 42; Mef- fert/Bruhn (1981), S. 597.

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