Doktorarbeit von Prof. Dr. Julia Naskrent

3.1 Grundlagen der Konstruktmessung 99 3.1.3 Konstrukte höherer Ordnung Die bisherigen Ausführungen beziehen sich auf einfache, d. h. eindimensionale Messmodelle. 651 Darüber hinaus existieren Konstrukte mit verschiedenen Facetten, die einen höheren Komplexitätsgrad aufweisen. 652 Diese nennt man mehrdimen- sionale Konstrukte. 653 Unter einem mehrdimensionalen Konstrukt versteht man die Zusammenfassung von unterschiedlichen, jedoch verwandten Dimensionen zu einer Einheit. 654 Mehrdimensionale Konstrukte werden auch als Konstrukte höhe- rer Ordnung bezeichnet, wenn die Dimensionen ebenfalls latente Konstrukte dar- stellen. Diese nennt man dann Konstrukte 1. Ordnung, während man die eigentli- che zu operationalisierende latente Variable als Konstrukt 2. Ordnung bezeich- net. 655 Konstrukte höherer Ordnung zeichnen sich demnach dadurch aus, dass sie nicht direkt durch Items erfasst, sondern aus anderen latenten Variablen abgeleitet werden und somit einen Faktor höherer Aggregationsstufe darstellen. 656 Abbildung 12 zeigt ein beispielhaftes mehrdimensionales Konstrukt, welches auf- grund des latenten Charakters der Dimensionen ein Konstrukt höherer Ordnung darstellt. Konstrukte höherer Ordnung kommen zum Einsatz, wenn man möglichst abstrakte Sachverhalte testen möchte. 657 Konstrukte höherer Ordnung erlauben eine holistische Abbildung komplexer Phänomene. 658 Hierbei führen Konstrukte höherer Ordnung zu einer deutlichen Komplexitätsreduktion. 659 651 Vgl. zur Unterscheidung eindimensionaler und mehrdimensionaler Konstrukte insbeson- dere Giere/Wirtz/Schilke (2006), S. 678 f. 652 Vgl. Saab (2007), S. 134. 653 Vgl. Buch (2007), S. 17; Homburg/Giering (1996), S. 6. Als Beispiel kann hier Rechen- fähigkeit aufgeführt werden. Eine geeignete Operationalisierung müsste die Dimensionen Addition, Multiplikation, Subtraktion und Division beinhalten. 654 Vgl. Giere/Wirtz/Schilke (2006), S. 678; Law/Wong/Mobley (1998), S. 741. 655 Vgl. Buch (2007), S. 18 f.; Saab (2007), S. 134 f. 656 Vgl. Huber u. a. (2007), S. 27. 657 Vgl. Huber u. a. (2007), S. 27; Giere/Wirtz/Schilke (2006), S. 678; Jarvis/Macken- zie/Podsakoff (2003), S. 204. 658 Vgl. Giere/Wirtz/Schilke (2006), S. 679. 659 Vgl. Albers/Götz (2006), S. 672.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjY5